Rebranding 2025: Was erfolgreiche Marken anders machen [+ Praxisbeispiele]

Frank Hein
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June 12, 2025
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Ein Rebrand ist heute keine Seltenheit mehr - tatsächlich haben bereits 82% der Marketer an einem Rebranding-Projekt gearbeitet. Noch überraschender: 74% der S&P 100-Unternehmen führten innerhalb der ersten sieben Jahre nach ihrer Gründung ein Rebranding durch.

Allerdings ist ein erfolgreiches Rebranding mehr als nur ein neues Logo oder ein frischer Markenauftritt. Mit durchschnittlich 215 Assets, die aktualisiert werden müssen, und einer Projektdauer von sieben Monaten, stellt sich die Frage: Was machen erfolgreiche Marken beim Rebranding anders?

In diesem Artikel zeigen wir anhand konkreter Rebranding-Beispiele, wie Sie ein Logo-Rebranding strategisch angehen und welche Faktoren über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Dabei erfahren Sie, warum eine durchgängige Markenidentität den Unternehmensumsatz um bis zu 23% steigern kann und wie Sie typische Rebranding-Fehler vermeiden.

Was erfolgreiche Rebrands von gescheiterten unterscheidet

Der Unterschied zwischen einem erfolgreichen und einem gescheiterten Rebrand liegt nicht in der Höhe des Budgets oder der Kreativität des neuen Logos. Tatsächlich scheitern viele Rebranding-Projekte trotz erheblicher Investitionen. Eine Studie zeigt, dass nur 37% der Konsumenten Marken als wirklich authentisch empfinden, obwohl 86% angeben, dass Authentizität ein Schlüsselfaktor für ihre Kaufentscheidungen ist. Diese Diskrepanz verdeutlicht, warum viele Rebranding-Versuche ihre Ziele verfehlen.

Authentizität vs. Trendjagd

In der heutigen Markenwelt erleben wir ein grundlegendes Umdenken: Authentizität schlägt Perfektion. Früher waren Markenauftritte makellos inszeniert – durchgestylte Kampagnen, glattgebügelte Botschaften und perfekte Hochglanzbilder. Heute punkten Unternehmen mit echten Geschichten, greifbaren Werten und unverstellter Kommunikation.

Gescheiterte Rebrands verfolgen oft aktuellste Designtrends ohne Bezug zur eigenen Markenidentität. Sie betreiben, was ich als "Trendjagd" bezeichne – ein Phänomen, bei dem Marken blind den neuesten Marketing-Moden folgen, anstatt ihre eigene authentische Geschichte zu erzählen. Typische Fehler dabei sind:

  • Kopie statt Original: Das bloße Nachahmen erfolgreicher Konkurrenten ohne eigene Identität
  • Buzzword-Bingo: Der Einsatz von Schlagworten wie "nachhaltig" oder "innovativ" ohne echte Beweise
  • Zu viel Perfektion: Glattpolierte Botschaften ohne Ecken und Kanten erzeugen Misstrauen
  • Widersprüchliche Kommunikation: Wenn Marken etwas versprechen, aber nicht danach handeln

Im Gegensatz dazu basieren erfolgreiche Rebrands auf einer klaren Vorstellung der eigenen Identität. Sie betonen Klarheit über die eigenen Werte, ehrliche Kommunikation und authentische Geschichten. Seien Sie authentisch – auch wenn Sie sicher sind, dass ein Rebranding die Lösung ist, denken Sie daran, dass alles, was Sie tun, Ihren Kernwerten treu bleiben sollte, um mit Ihren bestehenden Kunden verbunden zu bleiben.

Ein gelungenes Beispiel ist Starbucks: Nach einer Krise in den frühen 2000er Jahren, als die Marke durch zu schnelles Wachstum verwässert wurde, kehrte das Unternehmen mit der "Coffee Values and Value"-Kampagne zu seinen Wurzeln zurück. Hier zeigt sich: Authentizität ist kein Marketing-Gimmick, sondern eine strategische Entscheidung, die auf dem echten Markenkern basiert.

Strategische Tiefe vs. oberflächliche Änderungen

Ein Rebranding geht weit über rein kosmetische Änderungen hinaus. Es beinhaltet eine umfassende Strategie zur Verbesserung der Markenwahrnehmung, zur Förderung des Kundenengagements und zur Unterstützung des Geschäftswachstums. Dennoch beschränken sich viele gescheiterte Rebrands auf oberflächliche Anpassungen.

Oberflächliche Veränderungen führen selten zu einem erfolgreichen Rebranding. Eine einfache Logo-Änderung oder ein neuer Slogan reicht nicht aus, wenn Ihre Marke mit tieferen Problemen konfrontiert ist, wie der Abkopplung vom Publikum oder einer negativen Markenwahrnehmung. Zudem besteht die Gefahr, dass leichte Anpassungen des Designs kaum wahrgenommen werden und das Ziel somit – trotz erheblichen Aufwands – verfehlt wird.

Erfolgreiche Rebrands hingegen basieren auf einer strategischen Tiefe, die durch folgende Elemente gekennzeichnet ist:

  1. Gründliche Marktanalyse: Erfolgreiche Rebrands gewinnen Einblicke in das Verbraucherverhalten, aktuelle Markttrends und die Strategien der Mitwettbewerber.
  2. Klar definierte Vorgehensweise: Der Erfolg eines Rebrandings erfordert einen detaillierten Fahrplan mit konkreten Zielen, Positionierung und Botschaften.
  3. Strategische Planung statt Aktionismus: "Rebranding ist kein Sprint, sondern ein Marathon". Überstürzte Projekte sind langfristig kaum von Erfolg geprägt.
  4. Tiefgreifende Transformation: Bei erfolgreichen Rebrands durchlaufen Marken eine tiefgreifende Transformation, die nicht nur visuell sichtbar ist, sondern auch die Identität des Unternehmens betrifft.

Darüber hinaus unterscheiden Experten zwischen "Soft Rebranding" – einer behutsamen Evolution der bestehenden Markenidentität – und "Hard Rebranding", das einen radikalen Neuanfang darstellt.

Die Wahl zwischen diesen Ansätzen sollte strategisch erfolgen: Etablierte Unternehmen mit langer Geschichte und hohem Wiedererkennungswert tun oft gut daran, auf Soft Rebranding zu setzen, während jüngere Unternehmen oder solche mit geringer Marktpräsenz mehr Freiheiten haben, sich neu zu erfinden.

Letztendlich ist die Entscheidung für ein Rebranding keine leichtfertige. Sie erfordert Mut, sich ehrlich mit der eigenen Marke auseinanderzusetzen und die nötigen Schritte konsequent umzusetzen. Dabei gilt: Klarheit über die eigene Identität und die Ziele des Rebrandings ist entscheidend. Nur wenn ich weiß, warum ich meine Marke verändern will, kann ich definieren, in welche Richtung sie sich entwickeln soll.

Der ROI eines Rebrandings: Lohnt sich die Investition?

Ein Rebranding ist ein komplexes und kostspieliges Unterfangen. Tatsächlich belaufen sich die Kosten für umfassende Rebranding-Projekte schnell auf sechs- bis siebenstellige Beträge.

Für die Umstellung aller Materialien und Einrichtungshäuser investierte beispielsweise JYSK rund 250 Millionen Euro. Angesichts solcher Summen drängt sich die Frage auf: Lohnt sich diese Investition wirklich?

Direkte und indirekte Rendite messen

Die Messung des Return on Investment (ROI) beim Rebranding erfordert sowohl kurzfristige als auch langfristige Perspektiven. Dabei unterscheiden wir zwischen direkten und indirekten Renditen:

Direkte Renditen sind messbar durch:

  • Umsatzsteigerungen von 10-20% durch konsistente Markenführung
  • Höhere Gewinnmargen durch Premiumpreise, die starke Marken erzielen können
  • Kostenreduktionen durch effizientere Prozesse nach einem strategischen Rebrand

Indirekte Renditen zeigen sich in:

  • Gesteigerter Markenloyalität, die zu niedrigerer Preissensibilität führt
  • Verbesserter Arbeitgebermarke, die hochqualifizierte Talente anzieht
  • Höherem Marktanteil durch Erschließung neuer Zielgruppen

Um den ROI eines Rebrandings präzise zu erfassen, sollten Unternehmen bereits vor dem Projektstart klare Erfolgskennzahlen definieren. Eine Studie von Millward Brown belegt eindrucksvoll: Starke Marken generieren dreimal so viel Umsatz wie schwache Marken.

Darüber hinaus sorgt ein tiefes Markenverständnis bei den Kunden für einen langfristigen Shareholder-Value.

Allerdings erfordert die Beurteilung des ROI Geduld. "Es ist wichtig zu beachten, dass Branding eine langfristige Strategie ist und dass es in der Regel Monate und sogar Jahre dauert, bis die Auswirkungen des Brandings sichtbar werden".

Dies erklärt, warum viele Unternehmen den Wert ihrer Markeninvestitionen unterschätzen – sie konzentrieren sich zu stark auf kurzfristige Kennzahlen.

Fallstudie: PayPals Rebranding und dessen Auswirkung auf den Marktwert

Ein gelungenes Beispiel für ein wertsteigerndes Rebranding liefert PayPal. Der Online-Bezahldienst mit rund 429 Millionen Nutzern entschied sich für eine umfassende Modernisierung seiner Markenidentität.

In Zusammenarbeit mit der renommierten Designagentur Pentagram entwickelte PayPal ein neues visuelles System, das auf einer maßgeschneiderten Schriftart (PayPal Pro), einer optimierten Farbpalette und einer auf alltäglichen Zahlungsgewohnheiten basierenden Bewegungssprache aufbaut.

Das Rebranding unterstützt PayPals erweiterten Fokus auf Belohnungsprogramme, Mobile-Wallet-Integration und verbesserte Benutzerfreundlichkeit – entscheidende Faktoren im wettbewerbsintensiven Markt für digitale Zahlungen.

Seit der Abspaltung von eBay im Jahr 2015 und dem Börsengang an der NASDAQ konnte PayPal dadurch sein kontinuierliches Wachstum sichern und seine Marktposition stärken.

Besonders bemerkenswert: Das Rebranding begnügte sich nicht mit oberflächlichen Design-Anpassungen, sondern reflektierte eine tiefgreifende strategische Entwicklung des Unternehmens. Es unterstrich PayPals Verpflichtung zu Innovation bei gleichzeitiger Bewahrung seiner Kernwerte Vertrauen und Sicherheit.

Wann sich ein Rebranding finanziell nicht lohnt

Trotz der potenziell hohen Rendite gibt es Szenarien, in denen ein Rebranding keine sinnvolle Investition darstellt:

Erstens, wenn es überstürzt und ohne strategische Tiefe erfolgt. "Für ein paar kleine Änderungen am Logo benötigen Sie keine große Kommunikationskampagne". Hier übersteigen die Kosten den potenziellen Nutzen deutlich.

Zweitens, wenn historisch gewachsene Markenwerte leichtfertig aufgegeben werden. Ein radikaler Bruch mit der Vergangenheit kann treue Kunden verunsichern und mühsam aufgebautes Markenkapital gefährden. Dies zeigt das berüchtigte Tropicana-Rebranding: Nach der Einführung eines neuen Verpackungsdesigns brachen die Verkaufszahlen um 20% ein, was zu einem Verlust von 30 Millionen Dollar führte.

Drittens, wenn das Timing ungünstig ist. "Der richtige Zeitpunkt für eine Veränderung muss gut gewählt und gut überlegt werden, denn nur wenn die Veränderung plausibel ist, sollte mit der Planung begonnen werden". Ein Rebranding während einer Unternehmenskrise kann als Verzweiflungsakt wahrgenommen werden und das Vertrauen weiter erschüttern.

Viertens, wenn die internen Ressourcen fehlen. Ein Hard Rebranding ist deutlich kostenintensiver und erfordert mehr personellen Einsatz als ein Soft Rebranding. Ohne ausreichende personelle und finanzielle Kapazitäten droht ein halbherziges Ergebnis.

Fünftens, wenn die Marke bereits stark ist und keine grundlegenden Probleme aufweist. "Eine Marke zu erneuern bedeutet nicht automatisch, dass sie besser wird". Die Transformation einer gut funktionierenden Marke ohne klaren strategischen Nutzen riskiert unnötige Kosten und Verwirrung.

Letztendlich gilt: Ein Rebranding ist dann eine lohnende Investition, wenn es auf einer gründlichen Analyse basiert, strategisch durchdacht ist und konsequent umgesetzt wird. Wie bei jeder bedeutenden Unternehmensentscheidung sollte auch hier der erwartete Nutzen die Kosten übersteigen.

Die Psychologie hinter erfolgreichem Rebranding

Hinter jedem erfolgreichen Rebranding steckt ein tiefes Verständnis der Kundenpsychologie. Während wir Strategien entwickeln und Budgets planen, entscheidet letztendlich die menschliche Psyche über Erfolg oder Misserfolg.

Laut Studien ist die Rolle der Psychologie in der Markenbildung und Marketingstrategie heute unbestreitbar. Insbesondere bei Veränderungen der Markenidentität spielen psychologische Faktoren eine entscheidende Rolle.

Wie Kunden auf Veränderungen reagieren

Menschen sind grundsätzlich Gewohnheitstiere und reagieren oft ablehnend auf Veränderungen. Diese natürliche Reaktion stellt für Marken eine besondere Herausforderung dar. Tatsächlich zeigen Untersuchungen, dass Verbraucher selbst bei einer verbesserten Markenästhetik zunächst zurückhaltend reagieren können.

Die Kundenpsychologie beinhaltet das Studium des Verhaltens, der Wahrnehmungen und Entscheidungen von Verbrauchern, was für ein erfolgreiches Rebranding essentiell ist.

Folglich müssen wir bei einem Rebrand behutsam vorgehen und die psychologischen Mechanismen verstehen, die hinter dem Kaufverhalten stehen.

Dadurch können Unternehmen ihre Marketingstrategien gezielt optimieren und ihre Markenbotschaft effektiv kommunizieren. Allerdings variieren die Reaktionen der Zielgruppe auf das Rebranding. Einige Kunden begrüßen die Veränderungen als positiv, während andere skeptisch oder sogar ablehnend reagieren.

Für ein erfolgreiches Rebranding ist daher entscheidend, die Reaktionen sorgfältig zu überwachen und zu analysieren. Nur wenn ich mich wirklich mit meinen Kunden und deren Kauf- und Nutzungsmotiven auseinandergesetzt habe, kann ich ein Rebranding entwickeln, das positiv aufgenommen wird.

Der Vertrauensfaktor: Bekanntes bewahren, Neues einführen

Vertrauen ist das Fundament jeder starken Markenbeziehung. Bei einem Rebranding steht dieses Vertrauen zunächst auf dem Prüfstand. Die Herausforderung besteht in der Balance zwischen Bewahrung und Innovation – die Werte und Geschichte des Unternehmens würdigen, während gleichzeitig Raum für neue Ideen geschaffen wird.

Besonders wichtig ist dabei die Konsistenz. Marken sind nur dann stark, wenn sie konsistent sind, das heißt, sich durch und durch im gesamten Unternehmen, in allen Bereichen, im Verhalten und der Kommunikation selbstähnlich zeigen. Wenn die Markendarstellung und Markenwirklichkeit auseinanderklaffen, entsteht eine Vertrauenslücke, die schwer zu schließen ist.

Echte Markenstärke entsteht nämlich dann, wenn das Eigen-, Fremd- und Wunschbild weitestgehend übereinstimmen. Darüber hinaus spielt die Positionierung und Markenbindung eine wichtige Rolle.

Psychologische Effekte können genutzt werden, um Marken positiv zu internalisieren und Vertrauen zu schaffen.

Ein besonders kritischer Moment ist die Kommunikation des Rebrandings. Hier liegt eine einzigartige Chance: Ein Rebranding soll Veränderungen signalisieren, daher ist jede Möglichkeit, dies der Zielgruppe ohne zusätzliche Kosten zu vermitteln, enorm wertvoll.

Emotionale Bindung durch Storytelling stärken

Die psychologische Wirkung von Geschichten auf Konsumenten ist bemerkenswert. Unser Gehirn ist darauf programmiert, in Narrativen zu denken. Wenn wir eine Geschichte hören, aktivieren sich dieselben Hirnareale, als würden wir die Erfahrung selbst machen.

Dies schafft eine tiefe emotionale Verbindung zur Marke.

Wirksames Storytelling im Rebranding erfüllt mehrere psychologische Funktionen:

  • Es schafft eine emotionale Bindung zwischen Marke und Konsument
  • Es macht komplexe Veränderungen nachvollziehbar und zugänglich
  • Es vermittelt Markenwerte auf eine einprägsame und authentische Weise
  • Es hilft, Skepsis gegenüber Veränderungen zu überwinden

Indem eine Marke positive Emotionen wie Vertrauen, Freude oder Zugehörigkeit hervorruft, kann sie langfristige Kundenloyalität aufbauen. Geschichten, die Emotionen wecken – sei es Freude, Überraschung oder sogar eine Prise Nostalgie – bleiben länger im Gedächtnis.

Insbesondere im Kontext eines Rebrandings ist Storytelling entscheidend, da es erklärt, warum die Veränderung stattfindet. Es verbindet die Geschichte der Marke mit ihrer Zukunft und hilft Kunden, den Wandel nachzuvollziehen. Ein erfolgreiches Rebranding ist nicht nur eine strategische, sondern auch eine emotionale Reise. Es erzählt die Geschichte des Unternehmens neu und baut eine tiefere Verbindung zur Zielgruppe auf.

Zudem ist Authentizität beim Storytelling der Schlüssel zum Erfolg. Konsumenten haben ein feines Gespür für unechte Geschichten. In einer Zeit, in der Konsumenten kritischer denn je sind, ist Authentizität von größter Bedeutung. Daher sollten Marken ehrlich und transparent sein und Geschichten erzählen, die auf wahren Begebenheiten und echten Erfahrungen basieren.

5 beeindruckende Rebranding-Beispiele und ihre Erfolgsgeheimnisse

Erfolgreiche Rebranding-Prozesse sind keine Zufallsprodukte – sie folgen durchdachten Strategien und berücksichtigen psychologische Faktoren. Anhand dieser fünf beeindruckenden Beispiele zeige ich, welche konkreten Ansätze zum Erfolg führen können.

Bumble: Von Dating-App zur Lifestyle-Marke

Bumble startete 2014 als Dating-App mit einem revolutionären Konzept: Frauen übernehmen die Kontrolle und machen den ersten Schritt. Doch mit der Zeit hat sich die Marke weiterentwickelt. Das aktuelle Rebranding umfasst eine aktualisierte Markenidentität mit einem neuen Logo, mutigeren Schriftarten sowie einer aufgefrischten Farbpalette.

Während das markante Schwarz-Gelb-Farbschema beibehalten wurde, erfuhr das Logo bedeutende Änderungen: Das ursprüngliche Waben-Symbol wurde in vier klare Linien vereinfacht, was ein raffiniertes und professionelleres Erscheinungsbild schafft.

Besonders interessant ist die strategische Erweiterung der Funktionalität: Mit "Opening Moves" bietet Bumble Frauen nun mehr Wahlmöglichkeiten beim Initiieren von Kontakten – eine Funktion, die laut Umfragen von 46% der Nutzerinnen gewünscht wurde. Dieses Feature verbessert nachweislich die Gesprächsqualität und verlängert die Chatdauer.

Figma: Wie ein gescheiterter Deal zum erfolgreichen Rebranding führte

Nach dem gescheiterten 19,08-Milliarden-Euro-Deal mit Adobe stand Figma vor der Herausforderung, seine Marktposition neu zu definieren. Anstatt in eine Krise zu verfallen, nutzte das Unternehmen die Situation für ein umfassendes Rebranding. Im September 2023 präsentierte Figma ein Brand Refresh mit einer erweiterten Farbpalette, einer maßgeschneiderten Schriftart und einem insgesamt spielerischeren, mutigeren Erscheinungsbild.

Figmas Rebranding-Strategie spiegelt die Transformation von einem Designtool für Spezialisten zu einer kollaborativen Plattform für verschiedene Teamrollen wider. Tatsächlich besteht die Nutzerschaft heute zu je einem Drittel aus Designern, Entwicklern und anderen Teammitgliedern. Durch diesen erweiterten Fokus konnte Figma trotz des geplatzten Adobe-Deals eine Bewertung von 11,93 Milliarden Euro erzielen.

Siemens: B2B-Rebranding mit menschlichem Touch

Der Industrieriese Siemens stellte sich der Herausforderung, ein traditionelles B2B-Unternehmen emotional aufzuladen. Die zentrale Strategie: Konzentration auf einen starken Markenzweck – "Ingenuity for life". Dieser Leitgedanke verbindet Innovation mit menschlichem Nutzen und dient als Maßstab für alle Unternehmensaktivitäten.

Bemerkenswert ist die visuelle Transformation: Die ikonische "Petrol"-Farbe wurde zu "Dynamic Petrol" – einem Farbverlauf, der zum Schlüsselelement der Marke wurde. Zusätzlich wurden Schriftarten für digitale Touchpoints optimiert und ein einfaches Layout-System für einen konsistenten globalen Auftritt entwickelt. Der Erfolg zeigt sich in einer durchschnittlichen Steigerung der globalen Markenbeliebtheit um 17%.

Airbnb: Vom Logo-Redesign zur globalen Bewegung

Airbnbs ikonisches Rebranding von 2014 ging weit über ein neues Logo hinaus. Die Unternehmensgründer verbrachten ein ganzes Jahr damit, die Kernmission zu definieren und entschieden sich für "Belonging" – das Gefühl, überall zu Hause sein zu können. Das neue Symbol "Bélo" vereint vier Elemente: einen Kopf (Menschen), ein Ortssymbol (Ort), ein Herz (Liebe) und ein A für Airbnb.

Die Brillanz dieser Strategie liegt in der Community-Einbindung: Airbnb lud Nutzer ein, eigene Versionen des Logos zu kreieren und ihre Geschichten zu teilen. Mehr als 29.000 Menschen aus 184 Ländern nahmen daran teil. Dieses Engagement trug dazu bei, dass Airbnbs Bewertung auf 27,67 Milliarden Euro anstieg – deutlich über der ihrer nächsten Wettbewerber.

Kia: Neupositionierung in einem gesättigten Markt

Kia demonstriert eindrucksvoll, wie ein Rebranding eine strategische Neuausrichtung unterstützen kann. Der koreanische Autohersteller entfernte bewusst "Motors" aus seinem Namen – ein klares Signal für die Transformation vom reinen Fahrzeughersteller zum Mobilitätsdienstleister. Der neue Markenslogan "Movement that inspires" unterstreicht diesen Wandel.

Diese Neupositionierung wird durch eine ambitionierte Elektro-Offensive untermauert: Bis 2027 plant Kia die Einführung von sieben neuen Elektromodellen in verschiedenen Fahrzeugklassen. Mit dieser Strategie zielt das Unternehmen darauf ab, bis 2025 einen Anteil von 6,6% am globalen Elektrofahrzeugmarkt zu erreichen und 2026 die Marke von 500.000 verkauften E-Autos pro Jahr zu überschreiten.

Logo Rebranding: Wann weniger mehr ist

Beim Logo-Rebranding steht man vor einer entscheidenden Frage: Wie viel Veränderung ist optimal? Tatsächlich entscheiden sich viele erfolgreiche Marken für den Grundsatz "weniger ist mehr" - eine Strategie, die sowohl den Wiedererkennungswert schützt als auch moderne Anpassungen ermöglicht.

Evolutionäre vs. revolutionäre Logo-Änderungen

Die Wahl zwischen Evolution und Revolution beim Logo-Redesign ist eine strategische Entscheidung. Evolutionäre Anpassungen konzentrieren sich auf subtile Veränderungen, die das Grunddesign bewahren. Google beispielsweise hat sein Logo über die Jahre hinweg immer wieder leicht modifiziert, um zeitgemäß zu bleiben, ohne seine Wiedererkennbarkeit zu verlieren.

Im Gegensatz dazu stand Juventus Turin, das sich für eine gestalterische Revolution entschied, um einen neuen Anspruch auszudrücken und die Marke fit für digitale Kanäle zu machen.

Interessanterweise überarbeiten Markenverantwortliche in Deutschland durchschnittlich alle 10 Jahre das Erscheinungsbild ihrer Marke.

Bei einem evolutionären Redesign versucht man, die Gestaltung des Markenlogos unmerklich zu optimieren, ohne dass die Umstellung von Kunden bemerkt wird oder zu Irritationen führt. Ein revolutionärer Ansatz hingegen setzt bewusst auf ein weithin sichtbares Signal, das als Fortschritt wahrgenommen werden soll.

Die Entscheidung zwischen diesen Ansätzen hängt stark von der Ausgangssituation ab:

  • Evolution eignet sich: Wenn bereits vieles stimmt – ein eigenständiges, gelerntes und erfolgreich am Markt funktionierendes Design sowie eine loyale Kundenbasis
  • Revolution ist sinnvoll: Wenn die aktuelle Markenkommunikation nicht mehr funktioniert oder eine strategische Neuausrichtung signalisiert werden soll

Die Balance zwischen Wiedererkennung und Modernisierung

Die größte Herausforderung beim Logo-Rebranding liegt darin, die richtige Balance zu finden. Einerseits soll das Logo modern wirken, andererseits darf der Wiedererkennungswert nicht verloren gehen. Ford ist ein hervorragendes Beispiel für ein traditionsreiches Unternehmen, das seinen Wurzeln treu geblieben ist, während es sein Logo an das 21. Jahrhundert anpasste.

Bei erfolgreichen Logo-Modernisierungen werden häufig diese Strategien angewandt:

  1. Feinabstimmung statt Neugestaltung: Vereinfachung von Formen, Anpassung der Farbpalette oder Modernisierung der Typografie
  2. Erhaltung der Kernelemente: Wichtige Merkmale, die die Marke ausmachen, bleiben erhalten
  3. Digitale Optimierung: Anpassung für optimale Darstellung auf verschiedenen Medienplattformen

Allerdings ist ein Re-Design immer auch eine Balance zwischen Erhaltung der Werte und optischer Modernisierung.

Deshalb ist es notwendig, das eigene Corporate Design regelmäßig zu überprüfen. Die neuesten Trends zeigen deutlich, dass aktualisierte Logos generell aufgeräumter wirken, die Farbpaletten reduziert werden und sie durch ihre Einfachheit überzeugen.

Für ein erfolgreiches Logo-Rebranding gilt daher die Devise: so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Denn Beständigkeit ist für eine Marke von großer Bedeutung und der Wiedererkennungswert darf nicht verloren gehen.

Rebranding im digitalen Zeitalter: Neue Herausforderungen

Im digitalen Zeitalter steht ein Rebrand vor neuen komplexen Herausforderungen. Die Vielzahl digitaler Berührungspunkte und Plattformen erfordert eine durchdachte Strategie, um die Neupositionierung effektiv zu kommunizieren.

Omnichannel-Konsistenz sicherstellen

Die digitale Transformation verändert grundlegend, wie Marken mit Kunden interagieren. Ein erfolgreicher Rebrand muss heute auf allen Kanälen konsistent umgesetzt werden – von der Website über Apps bis hin zu digitalen Werbeflächen.

Tatsächlich ermöglicht erst eine vollständige Integration aller Schauplätze eine echte Omnichannel-Experience, während ältere Multichannel-Ansätze Kanäle lediglich nebeneinander betreiben.

Für ein einheitliches Markenbild empfiehlt sich die Implementierung einer Digital Experience Platform (DXP), die eine zentrale Steuerung aller Inhalte ermöglicht.

Dadurch lassen sich Markenelemente über alle Touchpoints hinweg konsistent gestalten und gleichzeitig individuell anpassen. Bei der Umsetzung sollten Unternehmen darauf achten, dass ihr Rebranding sich vom Design über die Online-Präsenz bis zur Kommunikation stringent umsetzen lässt.

Social Media als Testfeld für Rebranding-Elemente

Social-Media-Kanäle bieten eine ideale Plattform, um Elemente eines Rebrandings schrittweise einzuführen und direkt Feedback zu erhalten. Hier können Unternehmen:

  • Einzelne Gestaltungselemente testen, bevor sie flächendeckend ausgerollt werden
  • Die direkte Reaktion der Community beobachten und analysieren
  • Bei Bedarf schnell Anpassungen vornehmen

Besonders wertvoll: Die Interaktion mit Followern kann wertvolle Erkenntnisse liefern und sogar zur Einbindung in den Rebranding-Prozess führen. Allerdings sollten negative Reaktionen über einen längeren Zeitraum beobachtet werden, da anfänglicher Widerstand oft grundsätzliche Abneigung gegen Veränderungen widerspiegelt, nicht unbedingt gegen das neue Branding selbst.

Die Rolle von User Generated Content

User Generated Content (UGC) hat sich zum authentischen Bestandteil moderner Markenführung entwickelt. Im Kontext eines Rebrandings bietet UGC besondere Vorteile: Nutzergenerierte Inhalte wirken authentischer, da sie von "echten" Menschen stammen.

Darüber hinaus zeigen Studien, dass 92% der Verbraucher den Meinungen anderer Personen mehr vertrauen als klassischer Werbung.

Nach einem Rebrand können Unternehmen UGC strategisch nutzen, um die neue Markenidentität zu festigen. Dies funktioniert besonders gut durch Wettbewerbe oder Herausforderungen, bei denen Nutzer eingeladen werden, mit der neuen Markenidentität zu interagieren.

Dadurch entsteht nicht nur wertvolles Marketingmaterial, sondern auch eine emotionale Bindung zur neu positionierten Marke.

Schlussfolgerung

Letztendlich zeigt sich: Erfolgreiches Rebranding erfordert mehr als nur oberflächliche Änderungen. Meine Analyse verdeutlicht, dass authentische Markenführung, strategische Tiefe und psychologisches Verständnis entscheidend sind.

Tatsächlich können Unternehmen durch durchdachtes Rebranding ihren Umsatz um bis zu 23% steigern - allerdings nur, wenn sie die Balance zwischen Tradition und Innovation finden.

Die vorgestellten Beispiele von Bumble bis Kia beweisen: Marken müssen heute mutiger sein als je zuvor. Sie müssen digitale Herausforderungen meistern und gleichzeitig ihre Kernwerte bewahren.

Darüber hinaus zeigt die Praxis, dass erfolgreiche Rebrands auf drei Säulen basieren: klarer strategischer Ausrichtung, authentischer Kommunikation und konsequenter Umsetzung über alle Kanäle.

Meine Empfehlung lautet daher: Nehmen Sie sich Zeit für die Planung Ihres Rebrandings. Prüfen Sie sorgfältig, ob die Investition sich rechnet und welche psychologischen Faktoren Sie berücksichtigen müssen.

Ein durchdachtes Rebranding kann Ihre Marke nachhaltig stärken - vorausgesetzt, Sie bleiben Ihren Kernwerten treu und behalten Ihre Zielgruppe stets im Blick.

FAQs

Q1. Warum ist Authentizität beim Rebranding so wichtig? Authentizität ist entscheidend, weil Kunden echte Geschichten und Werte schätzen. Ein authentisches Rebranding stärkt das Vertrauen und die emotionale Bindung zur Marke, während oberflächliche Änderungen oft als unglaubwürdig wahrgenommen werden.

Q2. Wie kann man den Erfolg eines Rebrandings messen? Der Erfolg eines Rebrandings lässt sich durch verschiedene Kennzahlen messen, wie Umsatzsteigerungen, verbesserte Markenloyalität, höhere Gewinnmargen und gesteigerten Marktanteil. Auch indirekte Faktoren wie eine verbesserte Arbeitgebermarke spielen eine Rolle.

Q3. Welche psychologischen Faktoren beeinflussen die Reaktion der Kunden auf ein Rebranding? Kunden reagieren oft zunächst skeptisch auf Veränderungen. Wichtige psychologische Faktoren sind das Vertrauen in die Marke, die emotionale Bindung durch Storytelling und die Balance zwischen Bewahrung bekannter Elemente und Einführung von Neuem.

Q4. Ist ein radikales Rebranding oder eine schrittweise Anpassung besser? Die Entscheidung zwischen radikalem und schrittweisem Rebranding hängt von der Ausgangssituation ab. Etablierte Marken profitieren oft von behutsamen Anpassungen, während jüngere Unternehmen mehr Freiheit für radikale Veränderungen haben.

Q5. Wie kann man Social Media für ein erfolgreiches Rebranding nutzen? Social Media eignet sich hervorragend als Testfeld für Rebranding-Elemente. Unternehmen können hier neue Designs schrittweise einführen, direktes Feedback erhalten und die Community in den Prozess einbinden. Auch User Generated Content kann die Akzeptanz des neuen Markenauftritts fördern.

Referenzen

https://de.thebranx.com/blog/biggest-tech-rebrands-of-2024-what-they-teach-us-about-brand-strategy-identity

https://www.horizont.net/marketing/nachrichten/horizont-kreativranking-das-waren-die-kreativsten-marken-in-2024-225695

https://www.logodesign.org/15-big-brands-that-did-a-major-logo-redesign-in-2024/

https://www.storybox.cloud/de/blog/employer-branding-kampagne-beispiele-4bb2c

https://www.bynder.com/de/blog/rebranding-in-2024-wichtige-statistiken-begriffe-expertentipps/

https://filestage.io/de/blog/markenfuhrung/

https://www.basicthinking.de/blog/2022/01/03/rebranding-bekannte-beispiele/

https://www.brand-doctor.net/blog/2024-trends-in-markenstrategie-und-branding

https://www.sortlist.com/blog/rebranding-examples/

https://karrierebibel.de/personal-branding/

https://www.enviropack.de/magazin/rebranding-von-verpackungen/

https://99designs.de/blog/logo-und-branding/markenevolution/

https://de.linkedin.com/posts/alexschmidtke_rebranding-2024-auf-zu-neuen-gipfeln-mit-activity-7249374443540549632-uSu_

Autor:

Frank Hein
Head & Founder
Frank Hein ist Inhaber der HeinAdvice, eine auf Branding, Design und digitaler Transformation spezialisierten Unternehmensberatung aus Düsseldorf, die sich an E-Commerce,-Industrie-und Dienstleistungsunternehmen richtet.

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